Wie überlebt die Gastronomie die Corona-Krise? – Bericht vom 1. ZUK Online Treffen

Roman Kaess

Am 13. Mai trafen sich sechs leidenschaftliche Gastronom*innen aus Freiburg mit uns vom ZUK Team um sich zur aktuellen Krisen-Situation auszutauschen. Dabei wurden nicht nur konkrete Tipps gesammelt für die gastronomische Betriebsführung, sondern auch persönliche Einblicke geteilt und der Dialog mit der Kommune angebahnt.
Zum Termin erschienen die unterschiedlichsten Akteure aus der Freiburger Gastro-Szene: Jonas vom Adelhaus (Restaurant), Lea vom Pausenraum (Café & Catering), Sascha von Blume (Restaurant) und Blümchen (Eisdiele), Robin von YepaYepa (Restaurant), Sandra vom Kaffeezeit (Café) und Benny vom Auszeit (Café). Die Betriebe haben zwischen 3 und 33 Mitarbeiter*innen und sind zwischen 2 und 14 Jahren am Markt.

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Die Gastronom*innen halten die Betriebe nur mit Müh und Not am Leben – da wenig Einnahmen entstehen, reduzieren Viele das Personal und Menü
  • Die Protestaktion „Leere Stühle“ Ende April war ein wichtiger Hilferuf der Gastronom*innen, hatte aber viel zu wenig Medienecho
  • Es gibt einige alternative Lösungsansätze, wie z.B. Gutscheinvertrieb, Spendenoptionen und Lieferdienst – Oberbürgermeister Martin Horn hat sogar die kostenfreie Erweiterung der Außengastronomie beschlossen
  • Es ist wichtig mit der Kundschaft in Kontakt zu bleiben und weiter zu informieren
  • Die Gruppe wird Untersützung und den Dialog mit der Kommune suchen

Einstiegsfrage an die Betreiber*innen:

Was begeistert dich besonders an der Arbeit in der Gastronomie?

  • Gäste empfangen, mit Gästen im Kontakt sein
  • Leidenschaft für Kaffee
  • Kreativität ausleben
  • abwechslungsreiche Arbeit, Vielseitigkeit

Was hat sich mit der Corona-Krise für die Gastronomie geändert?

Alle Betriebe haben auf Kurzarbeit umgestellt und auch die Öffnungszeiten gekürzt oder den Betrieb ganz pausiert. Da die Nutzung von Gasträumen zwischenzeitlich ganz untersagt wurde haben einige auf Außer-Haus-Verkauf umgestellt und vertreiben von der Ladentür sowie per Lieferdienst. Die Einnahmen sind für alle Betriebe drastisch zurückgegangen. Manchen ist es gelungen auch die Personal- und Materialkosten entsprechend zu senken, die Betriebe laufen somit aber nur „auf Sparflamme“.

Wie lauten die neuen Vorschriften?

  • Ab Montag, 18. Mai dürfen Gasträume wieder genutzt werden, aber nur unter strengen Hygiene-Auflagen
  • Die Beschränkungen werden bis min. 5. Juni andauern
  • Die DEHOGA hat die Vorschriften auf dieser Seite gut zusammengefasst

Welche konkreten praktischen Tipps wurden in der Gruppe diskutiert?

  • Informiert bleiben: Der kostenlose DEHOGA-Newsletter klärt regelmäßig zu neuen Beschlüssen und Änderungen auf
  • Kundschaft informiert halten: Regelmäßige, sogar tägliche Updates an die Kundschaft sind absolut zu empfehlen, damit die Kundschaft weiß, dass es euch noch gibt!
  • Gutscheine als alternative Einnahmequelle: Bei Lokalmatador eintragen lassen, Gutscheine anbieten und auch online darüber informieren (Web, Facebook, Instagram)
  • Spenden als alternative Einnahmequelle: Die treue Kundschaft will nicht, dass ihre Lieblingslokale schließen müssen – darum ist es völlig legitim auf Spendenoptionen hinzuweisen (Web, Facebook, Instagram), evtl. auch vernüpft mit einer Umfrage. Somit geben wir der Kundschaft auch die Möglichkeit mitzuwirken und mitzudenken.
  • Umgang mit den Vorschriften: Faustregel sind 1,5 m Abstand zu Gästen und Personal. Hier lohnt es sich undogmatisch zu denken, erstmal anzufangen, und abzuwarten bis Kontrolle kommt, direkte Bußgelder sind nicht zu fürchten
  • Außenflächen nutzen: Es lohnt sich bei der Stadt Genehmigungen für Freisitzflächen und Verkaufsstände einzuholen. Der Oberbürgermeister Martin Horn persönlich hat am 8. Mai die kostenfreie Erweiterung der Außengastronomie bestätigt. Unter der 0761 2014801 erreicht ihr die Ansprechpartner*innen der Stadt Freiburg zum Thema Außengastronomie (Amt für öffentliche Ordnung / Garten- und Tiefbauamt).
  • Preise anheben und erklären: Es ist legitim unter den gegebenen Umständen höhere Preise zu verlangen, dies sollte allerdings so einfach und klar wie möglich an die Gäste kommuniziert werden – die treue Kundschaft wird es verstehen und es als Akt der Unterstützung sehen
  • Öffnungszeiten klug einschränken: Fokussieren auf Mittagsstunden und Wochenende
  • Menü verkleinern: Personal- und Wareneinsatz sparen durch weniger Speisen, evtl. Fokus auf Getränke und wenige Gerichte

In der Themensammlung sind eine Vielzahl an Fragen, Problemen und Ideen entstanden. Die Gruppe hat sich besonders mit neuen Strategien in der Krise beschäft, aber auch mit den Auswirkungen der Krise als auch der bisherigen und künftigen Unterstützung seitens Staat und Verbänden. Weiterhin kamen der Umgang mit den Vorschriften und die Anteilnahme seitens der Gesellschaft zur Sprache. Wie oben beschrieben wurden einige Antworten und praktische Ideen gefunden, manche schwierige Fragen blieben allerdings offen, wie: Wie soll man Fachkräfte daran hindern in Zukunft ins Ausland abzuwandern? – oder: Wie können staatliche Finanzhilfen beschafft werden um Betriebe vor der Insolvenz zu retten?

Was sind unsere nächsten Schritte?

  • Nicht aufgeben!
  • Dialog mit der Kommune: Karsten Hoffmann vom ZUK Team hat angekündigt, stellvertretend für die anwesende Gruppe der Freiburger Gastronom*innen den Kontakt zum Gemeinderat aufzubauen. Hier soll es u.a. um die verbesserte Kommunikation und Unterstützung seitens der Kommune für die Gastronomie-Betriebe gehen.
  • Folgetermin: Am Mittwoch, 10. Juni, findet das nächste Online Treffen statt – wie immer offen und kostenlos für alle Gastronom*innen. Anmeldung bitte an Thomas per Mail.

Vielen Dank an alle Teilnehmer*innen und gutes Gelingen!
Thomas vom ZUK Team

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