Wie überleben die Bildungsanbieter*innen die Corona-Krise? – Bericht vom 3. ZUK Online Treffen
Am 3. Juni trafen sich vier leidenschaftliche Bildungsanbieter*innen aus Freiburg mit uns vom ZUK Team um sich zur aktuellen Krisen-Situation auszutauschen. Die Einschränkungen im Präsenzangebot machen deutlich, wie radikal neu Didaktik und Formate gedacht werden müssen. Dazu haben wir eine Vielzahl praktischer Tipps gesammelt.
Zum Termin erschienen die unterschiedlichsten Akteur*innen seitens privater Freiburger Bildungsanbieter: Anne-Kerrin und Gabriele von der Caritas-Akademie (Führungskräfte-und Team-Entwicklung & Tagungen), Jakob vom Ökumenischen Bildungszentrum (Erwachsenenbildung), und Kay vom Goethe-Institut (Deutsch Sprachschule). Die Institute haben vor Ort 5 bis 35 Mitarbeiter*innen und bestehen alle schon über 50 Jahre.
Einstiegsfrage an die Betreiber*innen:
Was begeistert dich besonders an der Arbeit als Bildungsanbieter*in?
- Etwas weitergeben, Wissen teilen
- Menschen begegnen, Menschen unterstützen
- Internationalität
- Wildwasser – alles ist ständig im Wandel
Was hat sich mit der Corona-Krise für die Bildungsanbieter*innen geändert?
Alle vertretenen Institute hatten vor Corona nur geringfügig oder gar kein Online-Angebot. Weiterbildungen wurden über „klassische“ Präsenzformate in Seminarräumen in Freiburg durchgeführt. Mitte März mussten durch die Corona-Verordnungen alle Räume geschlossen werden, die Umsätze brachen teils drastisch ein. Geplante Seminare bzw. Kurse wurden teilweise abgesagt, teilweise in den Herbst verschoben. Einige wenige davon konnten auch schon in virtuelle Formate überführt werden. Begonnene Kurse wurden mit improvisierten Online-Formaten per Videokonferenz fortgeführt. Alle Institute arbeiten jetzt an Möglichkeiten für virtuelle Didaktik.
Das Bildungszentrum sagte viele Kurse ab, führte ab die Deutschkurse für Migrant*innen unter strengen Hygieneauflagen fort. Die Caritas-Akademie entwickelte kurzfristig neue Online-Seminare zum Thema Virtuelle Zusammenarbeit. Das Goethe-Institut hat eine hauptsächlich ausländische Zielgruppe und erwartet durch die stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten erst wieder im Herbst die Wiederaufnahme der Kurse.
Welche Fragen beschäftigen die Bildungsanbieter*innen?
- Durch die Abstandsregeln haben Räume nur noch halb so viel Kapazität – wie kann da der Wiedereinstieg ökonomisch sinnvoll gelingen?
- Wieviel Lernaufwand braucht es, damit unvorbereitete User technisch UND mental bei einem Online-Workshop oder -Training teilnehmen können? Was sind geeignete Lernmittel?
- Wie lassen sich Online und Offline Formate sinnvoll für hybrides Lernen verbinden?
- Welche Präsenzangebote werden zukünftig komplett durch online ersetzt?
- Wie finden wir die Balance aus freiem Experimentieren mit neuen Konzepten und den Rahmenbedingungen seitens unserer Organisation und der Organisationen unser Teilnehmer*innen?
In der Themensammlung sind eine Vielzahl an Fragen, Problemen und Ideen entstanden. Hierbei ging es sowohl um den Wiedereinstieg in das Präsenzgeschäft nach den Lockerungen der Corona-Vorschriften als auch um die Umstellung auf Online-Formate.
Welche konkreten praktischen Tipps wurden in der Gruppe diskutiert?
Zum Thema: Unerfahrene Teilnehmer*innen auf Online-Formate vorbereiten.
- Vorbereitungstermin zur technischen Einführung: Bei Gruppen mit wenig Erfahrungen mit Videokonferenzen und Online-Tools lohnt sich ein separater Termin vorab um die neuen Werkzeuge zu erproben (30-60 Minuten).
- Vorbereitungsmaterial vorab zuschicken: Eine Mail mit Lernvideos und Übungen ist auch empfehlenswert. Manche Anbieter wie Edudip oder Zoom stellen solche Materialen schon bereit.
- Eine*n Techniker*in als Co-Moderation einbeziehen: Wenn die Teilnehmer*innen jederzeit eine Ansprechperson für technische Probleme haben könnt ihr euch als Trainer*innen mehr auf die Inhalte konzentrieren.
- Im Online-Seminar: Anfangs Spielregeln und Etikette klären: Erklärt euren Teilnehmer*innen zu Beginn die wichtigsten stummen Handgesten (Meldung, Zustimmung usw.) wie auch Verhaltensregeln (Stummschalten, Kamera nutzen usw.).
- Bei Großgruppen Online regelmäßig aktivieren: Es ist schwer alle Teilnehmer*innen auf dem Schirm zu behalten, daher sind Aktivierungen wie Umfragen oder Chat-Abfragen hilfreich.
- Das Online-Seminar auflockern und angenehm gestalten: Mit Warmups und Energizern. Ja, das geht auch virtuell! Und das braucht es, denn die Aufmerksamkeit lässt schneller nach als im Seminarraum, da es am Heim-PC auch mehr Ablenkungen gibt. Auch eine Atem- oder Körperübung kann viel bewirken.
- Sich selbst als Online-Trainer*in weiterbilden: Mit Handbüchern oder Kursen
Ein Nachtrag von Thomas:
Einige Ideen für Aufwärmübungen für Online Seminare.
Zum Thema: Wiedereinstieg im Präsenzformat mit eingeschränkten Raumkapazitäten.
- Präsenzformate auf Online-Formate umstellen (wenn möglich)
- Schulung nach draußen verlagern (im Sommer)
- Mit anderen Instituten kooperieren um sich Räume zu teilen: Je nach Auslastung kann gegenseitige Bereitstellung von Räumen möglich sein, so z.B. bei Goethe Institut und Centre Culture oder Bildungszentrum und Kolping Institute. Auch kommerzielle Seminarräume können nach Bedarf zugebucht werden.
Zum Thema: Balance zwischen freiem Experimentieren und organisationalen Rahmenbedingungen.
- Teilnehmer*innen haben technisch teilweise bessere Bedingungen als am Arbeitsplatz: Schlagt vor, dass die TN sich für Home Office Weiterbildungen eine Erlaubnis holen
- Die Organisationen sind veränderungs- und diskussionsbereit und offen für Remote Kommunikation: Online-Meetings intern werden besser besucht als analoge Treffen, das ist eine Chance. Die Krise kann als Chance gesehen werden und bringt einen Lern- und Digitalisierungsschub mit sich.
Was sind unsere nächsten Schritte?
- Nicht aufgeben!
- Weitere Bildungsanbieter*innen einladen
- Folgetermin: Am Mittwoch, 1. Juli 15-17 Uhr, findet das nächste Online Treffen statt – wie immer offen und kostenlos für alle Bildungsanbieter*innen.
Vielen Dank an alle Teilnehmer*innen und gutes Gelingen!
Thomas vom ZUK Team