Wer nachhaltig bauen will, muss komplett umdenken!  – Ein Interview mit Hermann Hallenberger, Mitgründer der Zimmerei Grünspecht

Evelyn Dedio
Grünspecht Mitgründer Hermann Hallenberger

Wie wurde aus einer bunten Truppe sozial und ökologisch motivierter Rebellen ein erfolgreich wirtschaftendes Unternehmen? In den frühen 1980er-Jahren legten Hermann Hallenberger und Wilfried Pauer mit zwei weiteren Kollegen den Grundstein für eine etwas andere Erfolgsgeschichte: die Zimmerei Grünspecht. Heute steht sie als Genossenschaft mit Sitz in Freiburg nicht nur für ökologische und klimafreundliche Holzbauten, sondern auch für ein respektvolles, partnerschaftliches Miteinander. Wie konnten die Grünspechte mit diesem Konzept am Markt bestehen? Hermann Hallenberger hat es uns erzählt.

ZUK: Wenn ich in Freiburg unterwegs bin, sehe ich immer wieder ein fröhliches Logo mit einem grünen Specht an Dachstühlen und Baustellen. Was hat es damit auf sich?

Als die Firma 1984 gegründet wurde, haben wir uns natürlich in irgendwelchen Gastwirtschaften getroffen. Das war in der Beiz „Zum Specht“, heute das Stühlinger „Babeuf“, und das war bei der Namenssuche Stichwortgeber. Der Specht ist ja im Glauben der meisten ein Tier, das den Baum vor Schädlingen schützt, und wir wünschten uns damals ja auch eine ökologische Lösung, um Schädlinge im Holz zu beseitigen. Später haben wir dann festgestellt, dass der Grünspecht gar nicht so viele Holz-schädlinge frisst, sondern eher Ameisen.


ZUK: Gab es ein Schlüsselerlebnis, das zur Gründung der Zimmerei Grünspecht geführt hat?

Ich habe in meiner Heimat Hessen nach Partnern gesucht, aber niemanden gefunden. Irgendwann hatte ich einen Arbeitsunfall und kam zur Reha nach Freiburg. Dann dachte ich, warum nicht hier probieren? Dann haben sich tatsächlich vier Leute auf ein Inserat in der Freiburger Stattzeitung gemeldet.

ZUK: Das heißt, wir verdanken die Grünspechte auch ein bisschen Ihrem Arbeitsunfall und der Reha… Was war Ihre Motivation bei der Gründung? Welche Ziele hatten Sie?


Ich denke, es war hauptsächlich ein soziales Ziel von Freiheit und Anerkennung. Es gab noch ein starkes Herrschaftsgefälle in vielen Firmen. Da hat man nach Alternativen gesucht, und das hieß dann „selbstverwalteter Betrieb“. Die Handwerksordnung macht es aber erforderlich, dass es für die Gründung einer Zimmerei einen Meister gibt, und ich war derzeit auf einer Meisterschule.
Da hatte man schon mal einen Teil der Lösung, der zweite Teil war für mich: „Kann so was überhaupt wirtschaftlich funktionieren?“ Während des Unterrichts in der Meisterschule habe ich in meinem Kopf die parallele Kalkulation für die neue Firma gemacht. Damit habe ich den Mut geschöpft, dass es gehen wird, und dann haben wir 1984 die Zimmerei Grünspecht gegründet.

ZUK: Mut hat es auf jeden Fall gebraucht. Hatten Sie irgendeine Förderung? Wahrscheinlich nicht, oder?

Ja, Mut hat es gebraucht. Heute heißt das Start-up. Meine Eltern und der Vater von Herrn Pauer haben eine Bürgschaft gegeben, und wir hatten ein Gründungsdarlehen. Das war der notwendige Startbetrag.

ZUK: Gab es neben der Selbstverwaltung noch etwas, das Ihnen wichtig war?

Es gab damals den Holzschutzmittel-Prozess und besonders unter Zimmerleuten die Frage, „Mit welchem Material schützt man das Holz vor Schädlingen?“ Daher auch der Name Grünspecht. Dinge, die giftig waren, waren verpönt. Als Alternative gab es Borsalz-Lösung, und das haben wir gemacht. Aber wir mussten uns natürlich auch an Vorschriften halten, und Holzschutz war nun mal vorgeschrieben. Stück für Stück hat man gelernt, wo man eigentlich Holzschutz braucht und wo nicht, sodass man eine sparsamere Verwendung von Holzschutzmitteln hatte.
Irgendwann kam dann das Thema Wärmedämmung hinzu. Wir hatten sowieso eine Abneigung gegen Glasfaser und Mineralfasern, weil das besonders im Sommer auf dem Körper juckt und bei der Herstellung viel Energie verbraucht wird. So entstand im schönen Nordhessen ein Produkt für Wärmedämmung mit Cellulosefaser aus recyceltem Altpapier. Wir wurden in den 1980er Jahren der erste Fachbetrieb für „isofloc“ in Freiburg. Heute ist das relativ weit verbreitet, und es gibt viele Hersteller für Cellulosefasern.

ZUK: Wie würden Sie jemandem die Zimmerei Grünspecht in ein paar Sätzen beschreiben?

Das ist eine bunte Truppe von sozial und ökologisch engagierten jungen Leuten, in der es glücklicherweise auch klare strategische Köpfe gibt, die es verstehen, die Firma zu führen und weiterzuentwickeln.

ZUK: Und für die ist auch Platz in einer Genossenschaft?

Vor 30 Jahren hatten es die strategischen Köpfe schwerer gehabt, als aber die nächste Generation die Sache in die Hand genommen hat, waren die Aufgaben klar erkennbar. Wir haben die Genossenschaft 1991 gegründet und am Anfang vor allem formal genutzt. Erst mit der Jahrtausendwende kam die Generation dazu, die das heute führt. Ab da haben wir den Genossenschaftsgedanken nicht nur auf dem Papier gelebt, sondern mit Leben gefüllt. Heute gibt es einen agierenden Vorstand, einen handelnden Aufsichtsrat und eine gut strukturierte, gut vorbereitete Gesellschafterversammlung.

ZUK: Was ist das Besondere am Konzept der Grünspechte?

Wir haben uns irgendwann in der Frühphase getraut, nicht nur das Dach, sondern das komplette Haus zu machen. Da legt man nicht nur an zwei Tagen die Sparren auf den Steinbau, sondern fängt das Haus von unten an zu bauen. Dann ist der Gedanke naheliegend, dass man es auch entwickelt, bewirbt, selbst die zentrale Figur ist.

So haben wir Stück für Stück einen Teil der klassischen Architektenarbeiten übernommen. Wir schätzen die Kompetenzen der Architekten sehr und freuen uns über eine gute und konstruktive Zusammenarbeit. Die Detailplanungen machen wir inzwischen meist in unserem Haus, vor allem Zeit-, Kosten- und Ablaufplanungen. Das hat sich auch für unsere Kunden bewährt. Mittlerweile kommen nicht wenige mit komplexen, aber meist kleinen Projekten auf Empfehlung von Architekten zu uns. Wir agieren dann als Generalunternehmer, und das auch bei der Modernisierung von Gebäuden.

ZUK: Auf der Website der Grünspechte habe ich gelesen, die Zimmerei soll nicht nur Arbeits-, sondern auch Lebensraum sein. Was genau verstehen Sie darunter?

Ich glaube, die jetzige Generation füllt das besser. Da wird Wert darauf gelegt, dass man Events hat, die zur Geselligkeit und zum Austausch beitragen. Wahrscheinlich sind wir einer der ganz wenigen Betriebe, die eine regelmäßige Betriebsversammlung haben, bei der alles mit der gesamten Belegschaft besprochen wird.
Wir waren ja schon von vorneherein sehr feierlustige Leute [lacht]. Zum allerersten Fest haben wir einen Plan gemacht, wann die nächsten zehn Feste stattfinden werden. Heute ist es alle fünf Jahre und ein bisschen größer. Teilweise gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen zum Kieser-Training, es gibt einen Stammtisch, einen Kochabend und viele Dinge, die zur Geselligkeit und zum gemeinsamen Leben beitragen.

ZUK: Das hat sicher auch eine Auswirkung auf das Betriebsklima.

Diese Firma hat nie ein Problem gehabt, Lehrlinge zu finden. Unsere Leute haben eine 40-Stunden-Woche, ein Gehalt, mit dem sich gut leben lässt und meistens ein freies Wochenende, während die Kollegen anderer Betriebe erzählen, dass samstags Rechnungen geschrieben werden und sonntags auch manchmal noch dies und das zu tun ist. Die haben dann oft eine 60-Stunden-Woche. Den Vergleich vergisst man, wenn man bei Grünspecht ist.

Die Grünspecht-Familie

ZUK: Wer sind eigentlich die Kundinnnen und Kunden der Zimmerei, und warum kommen sie zu den Grünspechten?

Die Leute, die mit uns ein Haus gebaut haben, waren überwiegend um die 40, meistens Akademiker und beide berufstätig, oft politisch im links-grünen Spektrum. Entweder waren die Kinder schon da, oder es sollte Kinder geben. Und es waren Leute, die schon von einem Holzhaus gehört hatten, aber sich fragten, wie es um den Brandschutz bestellt ist, denn schließlich brennt Holz ja. Natürlich tut es das, aber wenn es dick genug ist, brennt halt nur die Oberfläche, und die Bewohner haben genug Zeit, das brennende Gebäude zu verlassen.


ZUK: Haben die Grünspechte heute eine andere Kundschaft?

Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, Bauen ist teurer geworden, insofern hat sich natürlich auch die Auswahl verschoben. Im Sanierungsbereich spricht man eher die an, die schon Jahrzehnte ein Haus haben, oder die ein altes Haus kaufen, das saniert werden soll.


ZUK: Was für eine Art von Feedback kommt von den Kundinnen und Kunden?

Ich glaube, alle sind sehr froh, dass sie das gemacht haben. Kleine Anekdote zu unserem eigenen Grünspecht-Haus: Meine Frau und ich hatten mal darüber nachgedacht, es zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen. Es war gerade Weihnachten, und da sind wir bei unseren hessischen Verwandten von Haus zu Haus gezogen. Als wir zurückkamen, sagte meine Frau: „Wir verkaufen das Haus nicht. Ich habe überall gefroren. Hier habe ich noch nie gefroren.“ Das war natürlich ein starkes Argument.


ZUK: 2019 war 35-jähriges Firmenjubiläum, wozu wir nachträglich noch herzlich gratulieren. Welche Ideen von damals konnten die Grünspechte umsetzen?

Ich denke dieses gemeinschaftliche Arbeiten auf Augenhöhe. Das wirtschaftliche Wohlergehen der Mitarbeiter steigerte sich auch von Jahr zu Jahr. Mein Wunsch war eigentlich immer, eine Zimmerei zu bleiben, die ein breites Angebot hat und alles macht, was diese Stadt an Holzbauleistungen braucht.
Dafür hat man sich dann gegen eine große Produktionshalle entschieden. Bei uns liegt das Holz noch auf dem Zimmerei-Boden, wird dort zusammengelegt, verschraubt und vernagelt. Wenn Sie in andere Firmen gehen, finden Sie Produktionstische, da klappt’s und fließt’s. Das haben wir alles nicht, und es funktioniert erstaunlich gut, eigentlich ein bisschen gegen die ökonomische Lehre.


ZUK: Sie wollten also viel Handwerk erhalten?

Ja, aber wir wollten natürlich auch den Fortschritt vorantreiben. Das ist so zwiespältig gewesen, weil wir keine durchindustrialisierte Produktionsbahn haben. Aber wir können offensichtlich trotzdem wettbewerbsfähig bleiben und produzieren im Jahr halt nur zwölf Häuser und nicht 500, wie andere. Davon leben wir, und es ist ein Kreisverkehr, der funktioniert. Uns macht es Spaß, und die Kunden sind zufrieden.

ZUK: Gab es auch etwas, von dem Sie im Nachhinein sagen, das war eine Schnapsidee?

Die Umgründung der GbR in eine Genossenschaft war nur mit mindestens sieben Personen möglich, und wir waren am Anfang ja nur vier. 1990 hatten wir dann vier Lehrlinge, und ich sag das heute ein bisschen spöttisch, das waren die Zerfallsprodukte des schwarzen Blocks. Das war ein Irrweg, mit denen die Genossenschaft aufzubauen, denn die hatten ihre Lebensperspektive nicht mit dieser Firma verbunden und wollten eigentlich keine Verantwortung übernehmen. Wir haben uns dann glücklicherweise im guten Einvernehmen getrennt. Für mich ist erst klar geworden, was es heißt in einem Betrieb Verantwortung zu übernehmen, als ich gemerkt habe, dass andere es nicht machen. Das hab ich dabei gelernt, und das war für mich der große Segen der nächsten Generation, dass sie das von Grund auf verstanden hat.


ZUK: Braucht es in so einer Gemeinschaft auch eine bestimmte Art von Führungskultur? Was muss jemand mitbringen, um dort in Führung zu gehen?

Ich hab jetzt bestimmte Köpfe vor Augen. Der Eine ist sehr innovativ, gesellig und kommt mit Kunden und Mitarbeitern auf eine Art ins Gespräch, die unheimlich gewinnbringend ist. Dann gibt es einen Typen, der ist relativ still, beobachtet und hat einen klaren moralischen Kompass. Die brauchen sich gegenseitig. Es braucht Menschen, die führen wollen, die vielleicht noch nicht mal einen Begriff davon haben, dass das Führen ist, was sie tun. Aber sie tun es.


ZUK: Was sind die Kernwerte oder Leitmotive, denen sich die Grünspechte verpflichtet haben?

Verantwortung, Ehrlichkeit, klares Kommunizieren und Empathie. Das fällt mir spontan dazu ein.


ZUK: Haben die Grünspechte ein Erfolgsgeheimnis, und wie definieren Sie überhaupt Erfolg?

Erfolg ist, dass die Mitarbeiter ein gutes Auskommen haben, und dass die Kunden zufrieden sind. Erfolg ist, wenn die Arbeit Spaß macht, sowohl die am Schreibtisch, als auch die in der Werkstatt und auf der Baustelle. Wenn ich in Rente bin, möchte ich nicht auf der Straße jemandem begegnen, der sagt: „Du hast mich um meinen Wohlstand gebracht.“ Also bis jetzt ist mir noch keiner begegnet [lacht].

ZUK: Und was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?


Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Bauen ist ein ganz heißes Thema, weil es auch eine Verantwortung für diesen Planeten beinhaltet. Da muss alles auf den Prüfstand. Beton ist zwar nicht unser ureigenster Baustoff, aber auch für Holzbauten brauchen wir Beton, denn Erdberührung mit Holz, das geht noch nicht. Deswegen müssen die Betonfritzen gucken, dass sie das nachhaltiger hinkriegen.

Wir müssen uns vielleicht auch bescheiden und kleinere Wohnungen bauen. Der Bau muss grundsätzlich neu gedacht werden, und das ist natürlich für Leute, die im Bau drinstecken, unheimlich schwierig. So wie wir jetzt bauen, haben sie es gelernt, davon leben sie, aber wir müssen fast alles anders machen.

ZUK: Ist das vielleicht das Erfolgsgeheimnis der Grünspechte, dass sie das Bauen ständig neu gedacht haben?

Wir haben ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, haben immer gewollt, dass andere es auch wissen. Aber 1984 war eine Zeit, in der sehr viele selbstverwaltete Betriebe gegründet wurden. Ganz wenige sind davon übrig geblieben. Was hat uns von denen unterschieden?
Ich glaube, wir haben uns weniger von Größenwahnsinn anfressen lassen. Wir haben uns die Frage gestellt: „Kaufen wir ein Grundstück mit einer bestehenden Werkhalle in Hugstetten, die uns gezwungen hätte, im Jahr mindestens 40 Häuser zu bauen. Tun wir uns das an?“ Wir haben es gelassen, und wir haben uns auch keinen Kran gekauft, aber ein Auge darauf gehabt, welche Chancen die Zukunft bringt. Wenn über gesundheitsschädliche Baustoffe diskutiert wird, müssen wir halt Alternativen suchen und nicht krampfhaft an den alten festhalten, wie das viele unserer Kollegen gemacht haben.

ZUK: Auf der Website der Grünspechte habe ich noch was Schönes gelesen: „Das moderne, zukunftsorientierte Bauen braucht Wissen vielfältiger Art und vertrauensvolle Beziehungen.“ Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit anderen Betrieben in der Region?

Wenn man Erfolg haben will, braucht man zuverlässige Partner. Zuverlässig heißt, wenn ich mit jemandem im Mai verabrede, dass er am 15. August kommt und seine Arbeit in zwei Wochen erledigt, dann muss ich mich darauf verlassen können. Ein zuverlässiger Partner muss auch eine gewisse moralische Klarheit und kommunikative Fähigkeit haben. Solche Firmen haben wir immer gesucht, vor allem, als wir anfingen Häuser zu bauen.

ZUK: Seit Ende 2019 dämmen die Grünspechte Gebäude mit Hilfe von Stroh. Wie ist es dazu gekommen?

Wir hatten in den 1980er-Jahren schon mal Berührung mit Strohbau, aber das war kein rühmliches Ergebnis. Ab den 1980er Jahren hatten wir ja schon die Cellulose als Dämmstoff. Das Stroh ist aber heute nicht nur Dämmstoff, sondern dem Stroh folgt auch Lehm, und damit ergeben sich andere Farben und mehr Freiheit. Im Stroh- und Lehmbau ist vieles noch nicht so stark durch Vorschriften geregelt. Man wird nicht gezwungen aus irgendwelchen Marketing-Vorschriften auf andere gut geeignete Materialien zu verzichten. Insofern ist es eine gute Entwicklung.

ZUK: Mit dieser Bauweise vereinen die Grünspechte also wieder Tradition und Innovation.

Der Holzrahmenbau ist eine moderne Fachwerkbauweise, die mit neueren Kenntnissen, neueren Baustoffen und einer neueren Kombination des Ganzen daherkommt. Es ist etwas Neues, das aus Altem gemacht ist.

ZUK: Vor dem Hintergrund von Klimawandel und Energiekrise ist der Bedarf an allem, was Energie und Ressourcen spart, sehr groß. Auf der anderen Seite haben wir eine galoppierende Inflation, die natürlich die Kaufkraft stark reduziert. Wie gehen die Grünspechte mit diesem Dilemma um?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht auch die Grünspechte trifft, aber ich denke, sie werden es bestehen. Vielleicht sind wir dann nicht mehr 45 Leute, sondern nur noch 39.


ZUK: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, und wie könnte man ihnen begegnen?

Wenn sich das Auftragsvolumen und die Preise wirklich ändern, werden die Grünspechte dazulernen müssen. So wie der Rest der Gesellschaft dann auch lernen muss, sich zu reduzieren. Ein Stück weit ist dies die absehbare Aufgabe für Gesellschaften in den Industrieländern. Dies in einer funktionierenden Gemeinschaft anzugehen, und die Schwarmintelligenz dafür zu nutzen, ist eine gute Ausgangsposition, um auch diese Herausforderung zu meistern, wenn sie sich stellt.

 ZUK: Hat das Thema Gemeinwohl bei den Grünspechten eigentlich eine Rolle gespielt?

Im Rückblick würde ich sagen, wir waren schon immer auf dem Weg zum Gemeinwohl. Heute stellt sich die Frage im Zusammenhang mit der Klimakrise. Manche sagen ja, der Kapitalismus muss weg, Wachstum muss weg. Ich teile das nicht, aber ich glaube schon, dass der Kapitalismus sich verändert. Genossenschaften könnten ein sehr guter Weg in eine Gemeinwohlökonomie sein.

ZUK: Würden Sie sagen, dass sich die Prinzipien der Gemeinwohlökonomie in Ihrer Branche umsetzen lassen? Oder gibt es Hindernisse und Blockaden, die dem entgegenstehen?

Wichtig wäre zu verstehen, dass es sowieso nicht mein persönlicher Erfolg, sondern unser gemeinschaftlicher Erfolg ist. Diese Einsicht ist, glaube ich, in der jetzigen Generation weiter verbreitet, als sie es in der Generation meiner Eltern war.

ZUK: Und was können andere Unternehmen von den Grünspechten lernen?

Machen. Das Ziel einfach mal anpacken.

ZUK: Das ist ein schönes Schlusswort. Dann sage ich herzlichen Dank für dieses Gespräch.


Weitere Infos zu den Grünspechten gibt es hier: https://www.zimmerei-gruenspecht.de/